Die Bedrohung der Weltmeere durch Überfischung

Die Weltmeere, einst unerschöpflich wirkende Nahrungsquelle, stehen durch Überfischung zunehmend unter Druck. Dieser Begriff beschreibt das übermäßige Abfischen von Fischbeständen, sodass diese sich nicht mehr regenerieren können. Rund 34 % der globalen Fischbestände gelten laut der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) als überfischt, während weitere 60 % an ihrer Belastungsgrenze genutzt werden. Diese Entwicklung hat schwerwiegende ökologische, wirtschaftliche und soziale Folgen.

Ökologische Auswirkungen

Überfischung stört die empfindlichen Gleichgewichte in marinen Ökosystemen. Große Raubfische wie Haie, Thunfische und Schwertfische gehören zu den am stärksten gefährdeten Arten, da sie aufgrund ihrer langen Lebenszyklen und geringen Reproduktionsraten besonders anfällig sind. Der Verlust solcher Schlüsselarten hat weitreichende Konsequenzen: Ohne Raubfische können sich Beutetiere unkontrolliert vermehren, was die Nahrungskette destabilisiert.

Darüber hinaus zerstören industrielle Fangmethoden wie Grundschleppnetze die Meeresböden, wo viele Organismen leben. Korallenriffe, die zu den artenreichsten Ökosystemen der Welt gehören, werden durch den Beifang – also das unbeabsichtigte Fangen von nicht-zielgerichteten Arten wie Schildkröten und Delfinen – zusätzlich belastet.

Wirtschaftliche und soziale Folgen

Fischerei ist für Millionen Menschen weltweit eine Lebensgrundlage, insbesondere in Küstenregionen von Entwicklungsländern. Überfischung führt jedoch dazu, dass kleine Fischer immer weniger Fische fangen können, was ihre Existenz gefährdet. Industrielle Fangflotten, die auf Massenfänge ausgelegt sind, verdrängen zudem traditionelle Fischereimethoden.

In Ländern, die stark von Fisch als Nahrungsquelle abhängen, bedroht der Rückgang der Fischbestände die Ernährungssicherheit. Zum Beispiel sind Länder wie Bangladesch oder die Philippinen von einer stabilen Versorgung mit Meeresfrüchten abhängig.

Die Rolle der illegalen, unregulierten und ungemeldeten Fischerei

Ein erheblicher Anteil der Überfischung wird durch illegale Fischerei verursacht. Jährlich wird geschätzt, dass zwischen 11 und 26 Millionen Tonnen Fisch auf illegale Weise gefangen werden. Diese Fischerei verstößt nicht nur gegen Umweltgesetze, sondern unterläuft auch internationale Abkommen und führt zu weiteren Rückgängen bei den Fischbeständen.

Ursachen der Überfischung

1. Steigende Nachfrage: Mit einer wachsenden Weltbevölkerung und der Beliebtheit von Fisch als gesunde Proteinquelle steigt der Bedarf stetig an.

2. Technologischer Fortschritt: Moderne Fangmethoden ermöglichen es Flotten, in kurzer Zeit enorme Mengen Fisch zu fangen, oft auch in entlegenen und bislang unberührten Regionen.

3. Fehlende Regulierung: In internationalen Gewässern gibt es oft keine effektiven Kontrollen, was zu einem „freien Markt“ für Fisch führt.

4. Subventionen: Viele Regierungen unterstützen industrielle Fischerei mit Subventionen, wodurch Überkapazitäten entstehen und Überfischung gefördert wird.

Lösungsansätze

Nachhaltige Fischerei: Zertifikate wie das MSC-Siegel (Marine Stewardship Council) fördern umweltfreundliche Fangmethoden.

Marine Schutzgebiete: Durch die Einrichtung von Schutzgebieten können Fischbestände in geschützten Zonen regenerieren.

Stärkere Regulierung: Internationale Abkommen und die Überwachung von Fischereiaktivitäten, z. B. durch Satellitenüberwachung, sind entscheidend, um illegale Fischerei zu bekämpfen.

Bewusstsein schaffen: Verbraucher können einen Beitrag leisten, indem sie nachhaltige Fischprodukte kaufen und sich über bedrohte Arten informieren.

Schlussfolgerung

Überfischung ist eine der größten Bedrohungen für die Ozeane und erfordert dringend globale Zusammenarbeit. Nur durch nachhaltige Fischereipraktiken, strengere Kontrollen und die Reduzierung der Nachfrage können wir die Fischbestände und die Gesundheit der Weltmeere langfristig sichern. Die Rettung der Ozeane ist nicht nur eine ökologische Notwendigkeit, sondern auch entscheidend für das Wohlergehen von Millionen Menschen weltweit.

Professor Octaviana
Professor Octaviana